Ja ich weiss, man sollte Nause wählen, weil der nach seiner Abwahl in zwei Jahren billiger wird weil ohne Rentenanspruch.
Ja ich weiss, man sollte Nause wählen, weil es ein Spass wäre zuzusehen, wie sich die CVP Schweiz im Wahljahr so ohne Generalsekretär schlägt.
Ich wähle trotzdem Hügli, weil er a) einer der besten Berner Freisinnigen ist und vor allem b) weil er in meiner Zeit als Stadtrats-Protokoll-Führer das mit Abstand geilste Votum abgehalten hat – damals als es darum ging, ob man bei der Münster-Platform ein Netz aufstellen soll oder nicht:
Für die FDP-Fraktion spricht Stephan Hügli: Es geht in der Vorlage nicht um das Verhindern von Suiziden, wie dies im Titel steht, sondern um die Reduktion der Nebenwirkungen dieser Suizide für die Anwohnerschaft der Badgasse. Lösungen im Umfeld von Selbstmorden können leicht zynisch und pietätlos sein. Ich stelle deshalb von Anfang an klar, dass ich die Gefühle der Matte-Bewohner voll respektiere. Die Fraktion der FDP ist geteilter Meinung: ein Drittel ist vehement gegen die vorgeschlagene Lösung, ein zweites Drittel befürwortet den Bau des Netzes als Zeichen für die Anwohner der Badgasse, obwohl sie von der Lösung als Ganzes nicht überzeugt sind, und ein letztes Drittel ist nicht ganz überzeugt, ob man ganz überzeugt oder nur halb überzeugt sei.
In meinen Augen ist die Vorlage ein Etikettenschwindel, denn es geht nicht um die Verhinderung, sondern um die Verlagerung der Suizide. Die unerfreuliche Situation wird nicht verbessert, sondern verschlechtert. Der Gemeinderat schreibt, dass die Fallhöhe von 7 Metern ausreichen würde, wie auch immer geartete Mutproben zu verhindern. Im Zeitalter von 10-Meter-Sprungbrettern in Badeanstalten und von Bungee-Jumping dürften diese 7 Meter aber kaum genug Respekt einflössen. Unfälle werden garantiert zunehmen, da das Netz ja eine Sicherheit verspricht. Ich begreife, wenn die Anwohnerschaft der Matte vom dumpfen Aufschlagen von Suizidären genug hat, aber wie steht es mit Hilferufen in der Nacht von Verletzten, hinabtropfendem Blut und ähnlichem, ich bin mir nicht sicher, ob dies dann besser ist. Ein anderes Problem ist die auch schon von Kurt Weyermann angesprochene Bergung, das Netz ist auf einer ziemlichen Höhe, unter Umständen wären Bergungen nur mit einem Helikopter machbar. Ausserdem hält das Netz Lebensmüde zwar vermutlich von einem Sprung von dieser Front der Münsterplattform ab, wenn ich es richtig verstanden habe, besteht aber nachwievor die Möglichkeit, auf den anderen Seiten und insbesondere um den Mattelift herum ungehindert zu springen.
Wenn ich richtig informiert bin, soll das Netz einmal jährlich gereingt werden, woraus sich drei Problemgruppen ergeben: Einerseits ein ästhetisches, wenn sich das Netz langsam zu füllen beginnt, ein zweites Problem ergibt sich daraus, dass im Netz liegender Abfall, zum Beispiel Glasflaschen, bei einem Windstoss hinunterfallen könnten, woraus genauso Haftpflichtfälle entstehen könnten. Zuletzt kommt es noch zum Problem, dass, je nach hinuntergeworfenem Abfall, das Netz seiner Wirkung beraubt werden könnte. Ich habe schon gehört, dass Klaviere von der Kirchenfeldbrücke hinuntergeworfen wurden, je nach Abfallablagerung könnte sich ein Fallender erst recht verletzen. Ich möchte deshalb vom Gemeinderat erfahren, welche Kosten für Reinigung und Bergung veranschlagt sind. Ausserdem haben viele Mitglieder ihre Zweifel an der Berechnung der Baukosten.
Ich nahm Kontakt mit der eidgenössischen Denkmalpflegekommission auf, und leider konnten sie mir keine bessere Lösung vorschlagen, denn es ist jede schlecht. Bei allem Verständnis für die Anwohner bin ich der Meinung, man sollte hier weitere Varianten prüfen, sei es die Schliessung der Plattform oder trotzdem noch einmal auf die Zaunlösung zurückkommen und eine Güterabwägung zwischen Ästhetik und Lebensqualität in der Matte vornehmen. Am liebsten wäre es uns, wenn die Konstruktion nur etwa 1-2 Meter unterhalb der Oberkante der Mauer angesiedelt wäre, so dass man sie von oben bedienen könnte. Deshalb beschloss unsere Fraktion Stimmfreigabe.
Glaub ich muss mal in der Badgasse nachfragen, wieviele Klaviere schon runtergeworfen wurden und wie sie jeweils die Bluttropfenlachen wegscheuern….