Der Berner Kultur-Konsument: Das Schwache Geschlecht

Klarer Fall: Das Problem begann mit meinen Erwartungen. Dass ich vom Berner Kunstmuseum überraschende neue Einblicke in die Frage nach Männlichkeit und Geschlechterdiskussion erwartet habe, das war naiv. Ich weiss nicht, was das Kunstmuseum hätte ausstellen müssen, um meine Erwartungshaltung zu befriedigen.

Trotzdem: Unter dem Titel „Das schwache Geschlecht. Neue Mannsbilder in der Kunst“ müsste eine Ausstellung meines Erachtens entweder auch wirklich neue Bilder (und nicht solche, welche das Männerbild der 70er- und 80er-Jahre aufgreifen) aufnehmen oder aber der Zusammenhang zwischen Männlichkeit und Stärke thematisieren. Aber dann gibts eben doch wieder nur brachiale Gewalt und ein paar Ständer, und noch ein paar Bilder die mit dem Übergang der Geschlechter spielen (das waren noch die besten). Bilder mit weinenden Männern, das gibt es aber nur mit Schauspielern – dabei gibt es gerade im Umfeld der letzten Krisenjahre genügend Beispiele von Männern, die an ihren Anforderungen scheitern. Beispiel Griechenland: Am diesjährigen Shnit zeigte der Film 45 Degrees die Existenzkrise eines Mannes, der nicht stark genug ist um seine Familie durchzubringen. Unerträglich, aber gut.

Vielleicht hat meine Herzensdame doch recht – dokumentarische Photographie gibts im Kunstmuseum nur wenn sie Holcim bezahlt wird, und daher war es wohl falsch von mir, eine Dokumentation der Realität zu erwarten. Aber trotzdem – die Ausstellung hielt nicht, was ich mir bei diesem Titel erwartet habe, deshalb gibt es einen Dreier.

(Und dann gibt es noch den Vergleich mit der Kunsthalle: Der dortige Besuch im November hat mir nicht weniger gefallen, war aber um ein vielfaches günstiger. Dazu kommt der mir deutlich sympathischere (wenn auch politisch naivere) Kurator, so dass ich eine Umverteilung sämtlicher Kunstmuseumssubventionen zugunsten der Kunsthalle fordere).