Dr Berner Kulturkonsument bin ig

Lange hats gedauert, jetzt bin ich den Schweizer Film des Jahres doch noch schauen gegangen. Und wurde dabei durchaus gut unterhalten. Die Vorlage von Pedro scheint mir solid, auch wenn mich die Story nun nicht völlig umgehauen hat. Den grössten Teil der Geschichte kannte man schon, wenn man in den letzten 2 Jahren zwischendurch den Feuilleton durchgeblättert hat – Da gehts um einen Looser, der wegen Giftgschichte im Grosse Moos war, zurückkehrt und sieht, wer ihn wie gelinkt hatte. Und dann kommt noch Regula dazu, die eine Gute ist, aber bei der er dann eben doch nicht landen kann. Soweit so klar.

Wenn ich negatives aufzählen will, so habe ich eigentlich nur zwei Dinge: Erstens das völlige Fehlen eines überraschenden Elements, aber das liegt an der Vorlage, und wie das Buch und dann das Theater und dann der Film in der Berner Kulturszene gehyped wurde. Und zweitens der ziemlich dünne Schlusssong von Züri West. Weshalb der irgendwo lobende Erwähnung fand, war mir von Anfang an unklar.

Auf der positiven Seite ist natürlich zuerst Marcus Signer zu nennen. Ich liebte ihn schon in Mary & Johnny, die Rolle des Goalie ist nun endgültig auf ihn zugeschnitten. Einfach super. Da vergisst man gleich, dass der restliche Cast solide, aber nun wirklich nicht herausragend ist. Was natürlich wiederum zum Film passt, ein Staraufgebot wäre völlig schräg gewesen.

Das andere wirklich coole ist die Produktion: Was da alles an altertümlichen Beizeninventar, Migros-Plastiktaschen und Pullis ausgegraben wurde, gibt eine ganz grosse Athmosphäre. Oder eben natürlich eine kleine. Ich bin nicht in Langenthal aufgewachsen, und in den 80ern war ich noch zu klein. Aber die Athmosphäre der Steinhölzli-Beiz in den 90ern oder des Spiegel-Migros meiner Kindheit verspürte auch ich.

Dann gibts auch noch einige kleine Nennungen: Guter Soundtrack (wie gesagt, ohne den Züri-West-Abgesang), das Cameo von Pedro Lenz, das fehlende Happy End und natürlich die vielen wunderschönen Wortwendungen, die von den französischen Untertiteln regelrecht massakriert wurden.

Kurz: Ein Film, der dem leicht melancholischen Touch von Lenz entspricht, der nicht gross sein will, aber sehr gefällt und ganz besonders in den Details. Und da nimmt man etwas Hype in Kauf, kommt ja selten genug vor…