Der Berner Kulturkonsument – Beethovens Neunte

Als wärs mit dem Ballett nicht schon genug – jetzt trifft man uns sogar schon beim BSO-Neujahrskonzert an :).

Der ‚heitere musikalische Auftakt‘ war jetzt nicht ganz so mein Ding (weniger wegen der Musik, aber Chefdirigent Venzago und ich haben offensichtlich nicht denselben Humor), und die Neunte – naja, wie soll mans sagen: Man kennt sie halt. Ich finds immer noch ein grandioses Stück, mit wunderschönen und hinreissenden Momenten. Und das BSO hats auch ganz tadellos gespielt – aber eben: das grosse Erlebnis blieb aus, man hats jetzt einfach auch mal life gehört und nicht nur ab CD.  Das einzig ‚besondere‘ war mal zu sehen, wie es den Bass, Robin Adams, so richtig verhudelt hat, als er im 4. Satz angenehmere und freudenvollere Töne verlangt.

Ich geb dem ganzen Mal eine 4.5. Der Abend war sicher nicht schlecht, aber so wirklich in Erinnerung bleiben wird er mir eben doch nicht.

Der Berner Kulturkonsument – Zero

Tja, soweit geht’s schon – der Mullzk landet nun sogar schon im Ballett… Gut, Zero wurde dermassen auf allen Kanälen gehyped, sogar der Ron hat’s empfohlen, da konnte ich es schon mal wagen.

Fazit: Stark. So kann man mich durchaus für gelegentliche Ballett-Besuche gewinnen. Nicht dass es nicht auch seine Schwachpunkte hatte (im ersten und vor allem zweiten Teil waren die grossen Choreographien nicht sehr dynamisch und die Geschlechterrollen waren sehr klassisch verteilt), und gemäss Gisela war es jetzt auch nicht gerade die grosse Revolution des zeitgenössischen Tanzes (in meinem naiven Weltbild hätte ich eine Schwanensee-Vorstellung in Weissen Tutus als klassisches Ballett bezeichnet, aber das mache sowieso niemand mehr), aber eine neue Erfahrung, gute Unterhaltung und ein schöner Abend wars allemal.

Der Berner Kulturkonsument – More than Honey

Da gibt es nicht viel dazu zu sagen: More than Honey ist ein starkes Stück – bei den Dokumentarfilmen hat die Schweiz schon immer gut abgeschnitten. Gutes Thema, klarer Standpunkt des Autoren, spannend aufbereitet und erst noch technisch solide Filmarbeit mit beeindruckenden Aufnahmen.

Hatte ihn schon Anfang Jahr im normalen Kino gesehen, nun nochmals mit Gisela in der Cinematte, und auch beim zweiten Mal gibts eine klare 6.

Der Berner Kultur-Konsument: Das Schwache Geschlecht

Klarer Fall: Das Problem begann mit meinen Erwartungen. Dass ich vom Berner Kunstmuseum überraschende neue Einblicke in die Frage nach Männlichkeit und Geschlechterdiskussion erwartet habe, das war naiv. Ich weiss nicht, was das Kunstmuseum hätte ausstellen müssen, um meine Erwartungshaltung zu befriedigen.

Trotzdem: Unter dem Titel „Das schwache Geschlecht. Neue Mannsbilder in der Kunst“ müsste eine Ausstellung meines Erachtens entweder auch wirklich neue Bilder (und nicht solche, welche das Männerbild der 70er- und 80er-Jahre aufgreifen) aufnehmen oder aber der Zusammenhang zwischen Männlichkeit und Stärke thematisieren. Aber dann gibts eben doch wieder nur brachiale Gewalt und ein paar Ständer, und noch ein paar Bilder die mit dem Übergang der Geschlechter spielen (das waren noch die besten). Bilder mit weinenden Männern, das gibt es aber nur mit Schauspielern – dabei gibt es gerade im Umfeld der letzten Krisenjahre genügend Beispiele von Männern, die an ihren Anforderungen scheitern. Beispiel Griechenland: Am diesjährigen Shnit zeigte der Film 45 Degrees die Existenzkrise eines Mannes, der nicht stark genug ist um seine Familie durchzubringen. Unerträglich, aber gut.

Vielleicht hat meine Herzensdame doch recht – dokumentarische Photographie gibts im Kunstmuseum nur wenn sie Holcim bezahlt wird, und daher war es wohl falsch von mir, eine Dokumentation der Realität zu erwarten. Aber trotzdem – die Ausstellung hielt nicht, was ich mir bei diesem Titel erwartet habe, deshalb gibt es einen Dreier.

(Und dann gibt es noch den Vergleich mit der Kunsthalle: Der dortige Besuch im November hat mir nicht weniger gefallen, war aber um ein vielfaches günstiger. Dazu kommt der mir deutlich sympathischere (wenn auch politisch naivere) Kurator, so dass ich eine Umverteilung sämtlicher Kunstmuseumssubventionen zugunsten der Kunsthalle fordere).

Der Berner Kulturkonsument: Das BM-Lotto

Zählt ein Lotto zur Berner Kultur? Wenn es das Bewegungsmelder-Lotto ist glaub schon. Schliesslich ist der Bewegungsmelder eine wichtige Institution für das Berner Kulturleben, Berner Kulturschaffende stellen einen Teil der Moderatoren und zur Halbzeit gibt es jeweils auch noch ein Konzert, das aber meistens zu laut und unpassend ist, lieber würde man mit den Tischnachbarn schnuren, und so geht man halt nach draussen zu den Rauchern…

Aber item – beim BM-Lotto gehts um zwei Dinge: Die besten Preise (dieses Jahr neben der Mrs Berner Nightlife auch noch ein Instant-Party-Set und vor allem ein Festival-Set mit 3*2 Festivalpässen für 2014) und die besten Moderatorinnen (Su Canonica Moderation lässt sich durchaus mit dem legendären Einsatz von Knäckeboule am BM-Lotto 2012 vergleichen). Ob Dachstock, Turnhalle oder Bierhübeli, schlicht ein grandioser Abend, auch wenn man nichts gewinnt. Note 6. Und auch nächstes Jahr wieder früh im Vorverkauf zuschlagen.

Der Berner Kulturkonsument: Drei Nüsse für Aschenbrödel

Endlich habe ich mal den Weihnachts-Klassiker schlechthin gesehen – und das erst noch in einem anständigen Kinosaal. Fazit: Gute Unterhaltung. Die Vereinigung des starken Mädchens mit der bezaubernden Prinzessin funktioniert sehr gut – klar weshalb er bei vielen Frauen meiner Generation hoch im Kurs ist. Weshalb die Strumpfhosen derart kultig sein sollen, hat sich mir nicht ganz erschlossen, aber da habe ich mich vielleicht auch einfach zu wenig geachtet.

Etwas speziell: Der gute Prinz, der die bösen Damen hilflos im Eiswasser zurücklässt. Mag sein, dass das Original-Märchen den Stiefschwestern ein übleres Schicksal zuhält, aber sollte ein guter Prinz nicht auch immer galant sein und zumindest im Notfall zur Hilfe eilen. Item.

Note 5. Wäre ich ein 12-jähriges Mädchen ohne zu zögern eine 6 mit Ausrufezeichen.

Der Berner Kulturkonsument: On connait la chanson

On connait la chanson begleitet mich seit Jahren, genauer gesagt seit 1997, immerhin dem Jahr, als ich die Matura gemacht habe und zuhause ausgezogen bin. Die Geschichte ist noch das eine, aber der Soundtrack ist schlicht der Hammer und bildet mein Grundfundus an französischen Chansons. Und dann die Gesichtsausdrücke von Odile…. Und dann der Name von Odile… Tous en tous, c’est très français.

Ich habe den Film vermutlich vor 5 Jahren oder so das letzte Mal gesehen, und war ziemlich enttäuscht, irgendwie hat er mir damals nichts gegeben. Vermutlich war ich damals aber einfach in der falschen Stimmung dafür – jetzt habe ich ihn mal wieder gesehen, und dies erst noch in Begleitung einer charmanten Dame, die ihn noch nie gesehen hat, und bin wieder ganz hin und weg.

Note 6.

Neues Blogsystem

Nachdem ich dies über drei Jahre vor mir hingeschoben und in der Zwischenzeit fast nie etwas gepostet habe, habe ich den heutigen Tag mit der Migration meines Blogsystems verbracht. Endlich läuft nun auch mein privater Blog auf WordPress, nachdem ich dieses System so vielen empfohlen habe.

Schulferien Stadt Bern

Für alle, die sich mit Terminplanungen herumschlagen: Ich habe die Schulferien-Planung gemäss städtischem Schulamt in den iCal eingetragen und mit Anfang und Ende der Vorlesungszeit der Unibe ergänzt.

Wer iCal, iPhone, das aktuelle Outlook und dergleichen nutzt, darf sich gerne bedienen: Schulferien_Stadt_Bern_2009-2013.ics . Das ist kein Kalender-Abo, aber Änderungen sind ja eh nicht zu erwarten und bis zur Terminplanung für 2014 kann dann vielleicht endlich auch das Schulamt endlich einen elektronischen Kalender anbieten…

Veröffentlicht unter Varia

Die Linke ist nicht in der Mitte

Wenn ich schon angefragt werde, dann schreib ich doch noch einige Zeilen zum Parteitag am letzten Wochenende, resp. zum neuen Parteiprogramm der SPS:

a) Das Programm ist links. Sehr links. Aber es ist kein Rückschritt in alte Zeiten, wie dies Adrian Vatter im SF bezeugt. Es ist kein Triumph eines fundamentalistischen Linksflügels, wie dies Verena Vonarburg im Bund schreibt. Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz ist eine linke Partei. Linker als die Vatter und Vonarburg sind.
Noch jedes Parteiprogramm der SPS seit ihrer Gründung postulierte den demokratischen Sozialismus als Vision. Die SPS ist die einzige Schweizer Partei, die sich stets für den EU-Beitritt aussprach. Bei der Armee ging es schon lange nicht mehr darum, ob sich die SPS für die Armee aussprechen sollte, sondern nur ob man aus Rücksicht auf eine parteiinterne Minderheit bei den GSoA-Initiativen die Stimmfreigabe statt der Ja-Parole beschloss. Kurz: Mit keinem einzigen Entscheid rückte die Partei dieses Wochenende weiter nach links. Sie bekräftigte einfach all ihre linken Positionen, und in der Summe eines ganzen Parteiprogramms kommt das halt einfach sehr sehr links heraus.

b) Genauso wie der liberale Parteiflügel viele Kämpfe verloren hat, konnte sich auch der linksaussen-Parteiflügel nicht durchsetzen. JUSO, Cavalli, Rennwald und co wollten gar nicht auf das Programm eintreten, weil es ihnen zu angepasst war. Die 35-Stunden-Woche wurde abgelehnt. Das Programm nennt die soziale Marktwirtschaft ein Erfolgsmodell. Wachstum ist ein wesentliches Ziel in der Wirtschaftspolitik. Die Wiederverstaatlichung der Swisscom wurde abgelehnt. Und Gerechtigkeit als oberster Grundwert wurde nicht durch Gleichheit ersetzt. Das waren alles Niederlage der Parteilinken, nur wurde die Ablehnung der entsprechenden Anträge in den Medien nicht erwähnt.

c) Eine knappe Mehrheit brachte durch, dass die Überwindung des Kapitalismus auch in diesem Programm wieder explizit genannt wird. Aber anders als dies die Medienberichterstattung suggeriert, geht es dabei nicht etwa um die Propagierung der Planwirtschaft oder ähnlicher Dinge. Der ganze Abschnitt lautet wie folgt:

Die SP Schweiz war und ist eine Partei, die den Kapitalismus nicht als Ende und schon gar nicht als Vollendung der Geschichte akzeptieren will. Sie hat immer eine Wirtschaftsordnung ins Auge gefasst, die über den Kapitalismus hinausgeht. Sie wusste, dass dieses Ziel in der Ferne liegt, aber sie hat trotzdem an ihm festgehalten. Die SP Schweiz hat eine visionäre Tradition. Die Vision heisst Wirtschaftsdemokratie.

Neu hinzu kamen nun die Wörter „über den Kapitalismus hinausgeht; die ihn überwindet.„. Ich hatte diesen Antrag abgelehnt; nicht weil ich finde, dass er den Inhalt wesentlich verändern und zu links machen würde. Aber ich war der Ansicht, dass dieser Passus nur den Medien helfen würde, das Programm mit zwei Wörtern in die linke Ecke zu stellen, wie dies jetzt auch geschehen ist.
Aber: Die Ablehnung des Kapitalismus heisst nicht Ablehnung der Marktwirtschaft. Wenn wir als Vision die Überwindung des Kapitalismus postulieren, heisst dies weder, dass wir zur sowjetischen Planwirtschaft wollen, noch dass wir gegen Wachstum und Wohlfahrt sind. Es heisst nur, dass wir überzeugt sind, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte und die Erfüllung der menschlichen Zivilisation ist; und dass wir uns eine Gesellschaft erhoffen, welche auf Konzepten wie Menschenwürde und Gerechtigkeit basiert statt auf Kapitaleigentum und Ausbeutung. Und ich bin überzeugt, dass viele Leute diese Überzeugung und Hoffnung teilen, auch wenn sie mit der Formulierung „Kapitalismus überwinden“ weniger als nichts anfangen können.

d) Womit ich wieder am Anfang bin: Die SPS ist links, dementsprechend hat sie auch ein linkes Programm, dementsprechend war es auch ein sehr linker Parteitag. Wo ich den versammelten Politologen- und Jornalistenzunft recht gebe ist die Einschätzung, dass wir damit die Nationalratswahlen 2011 nicht gewinnen werden. Aber darum ging es auch nicht. Dafür gibt es Wahlkonzepte und Wahlkampagnen. Unser Wahlresultat in 12 Monaten hängt nicht davon ab, ob im Parteiprogramm die Überwindung des Kapitalismus explizit erwähnt wird oder nicht. Sondern ob wir genügend oft auf die Strasse gehen und den Ruf loswerden, uns nur noch für Machtspielchen und Parteipolitik zu interessieren.
Beim Parteiprogramm hingegen ging es darum, der Partei wieder einen Orientierungsrahmen zu geben. Sowas ist nicht für die Wahlen, nicht für die Wähler gedacht; sondern für die Partei und für die Parteimitglieder. 30 Jahre nach der letzten Programmrevision und 20 Jahren nach dem Fall des eisernen Vorhangs zu prüfen, welche unserer Grundwerte, Maximen und Ziele noch Gültigkeit haben. Und wenn immer weniger Stimmberechtigte diese Grundwerte, Maximen und Ziele mit uns teilen, dann kann man dieses Problem nicht einfach aus der Welt schaffen indem man so tut, als hätte man mit diesen Werten abgeschlossen und sei weniger links als man tatsächlich ist.

Vielleicht werden wir uns eingestehen müssen, dass das sozialdemokratische Jahrhundert vorbei ist und wir zur Nischengruppierung absacken. Vielleicht gelingt es uns aber auch, die Mitte-Wähler davon zu überzeugen, dass unsere Grundwerte mit ihren Interessen übereinstimmen; und die linken Nichtwähler davon, dass die SP bei allen Kompromissen und Taktierereien ihre Unterstützung verdient. Ich weiss nicht, in welcher Richtung es mit der Sozialdemokratie weitergeht. Selbstverleugnung kann aber sicher nicht unser Weg sein.