Verena Berger scheitert am Erfolg

Nur ein kleiner Kommentar zu den Könizer Gemeindewahlen, schliesslich habe ich dort mit der Politik angefangen und kenne immer noch viel zu viele Leute aus der Könizer Linken. Und schliesslich ist Köniz ja auch immer noch so etwas wie ein Modell unseres Kantons und teilweise sogar der Schweiz. Und so nebenbei auch noch eine der grössten Schweizer Gemeinden überhaupt….

Auf den ersten Blick darf man frohlocken: Luc Mentha bleibt ungefährdet Gemeindepräsident, und die SP kann mit Katrin Sedlmayer einen zweiten der drei Vollamtssitze erringen.

Für den zweiten Blick kurz die Wähleranteile auf der Vollamtsliste:
SP 33.38%
SVP 21.99%
FDP 15.62%
Grüne 10.16%
EVP 8.25%
Jungfreisinn 5.71%
CVP 4.89%

Hääää? die SP macht mit 33.8% Wähleranteil 66% der Sitze? Tja, das sind eben die Könizer Spielregeln. Listenverbindungen sind alles, Restmandate sind nichts. Bitter bitter für die FDP. Denn nach Blöcken gesehen ist es eine sehr knappe Angelegenheit:
Rotgrün 11855
Bürgerlich 11793
Mitte 3578


Es kommt aber noch besser, denn die Vollamts-Ergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Teilamts-Sitze. Die Stimmenanteile sind dabei dieselben wie oben, nur wird jetzt erst einmal der gesamte 7-köpfige Gemeinderat festgelegt:
2 SP
1 SVP
1 FDP
Mit Restmandaten
2 SP (-1)
2 FDP (+1)
1 SVP (-1)
1 Grün (+1)
1 EVP (-)

Nochmals zum mitschreiben: Die SVP macht über 20% der Stimmen, die FDP 15%. Weil nun aber die SVP schon einen Vollamtssitz erhalten hat, die FDP aber dort dank der Listenverbindungen rausgeflogen ist, erhält die FDP zum Trost einen Nebenamts-Sitz auf Kosten der SVP? Naja, ein bisschen Innerbürgerliche Fairness ist ja toll, aber ob es den Wählerwillen wiederspiegelt…


So, und nun kommen wir noch zum tragischen Aspekt der ganzen Wahl: Schauen wir uns mal die Stimmenergebnisse der SP an:
Luc Mentha 6181
Verena Berger 5954
Katrin Sedlmayer 2843
Luc und Verena waren als bisherige vorkumuliert, aber auch ohne diese Verdoppelung wäre Katrin abgeschlagen. Was sagt uns der gesunde Menschenverstand: Verena Berger bleibt Gemeinderätin.
Das Könizer Wahlreglement sagt uns aber etwas anderes. Denn Katrin wurde ja neben Luc ins Vollamt gewählt, und die SP hat nur zwei Sitze im Gesamtgemeinderat, ergo muss Verena über die Klippe springen.

Verena Berger wurde nicht nach 13 Jahren im Amt abgewählt. Sie hat das zweitbeste Resultat aller KandidatInnen erhalten. Die SP stand geschlossen hinter ihr, und offensichtlich auch die StimmbürgerInnen. Auch wurde sie nicht Opfer eines unfairen Wahlkampfes durch Katrin Sedlmayer.
Die SP hat Verena vorkumuliert, um sie unbedingt auch weiterhin im Gemeinderat zu haben. Und sie hat Katrin Sedlmayer (und Martin Graber) fürs Vollamt nominiert, um damit im Wahlkampf präsenter zu sein und den dritten (Restmandats-)Sitz zu verteidigen. Herausgekommen ist aber alles ganz anders, wegen dem unerwarteten Erfolg im Vollamt. Und dank dem ach so ausgeklügelten Könizer Wahlreglements…. Denn in Köniz verdrängen jene, die in einer engeren Auswahl, spricht mit grösserer Bedeutung der meist etwas zufälligen Quoren, gewählt wurden, jene, die nur für die unteren Chargen kandidieren.


Dass die FDP, die die Aufteilung in Voll- und Nebenämtler damals durchgepresst hat nun aus dem Vollamt rausgeflogen ist, mag angesichts der Stimmenverhältnisse demokratiepolitisch ein Grenzfall sein, aber insgeheim erfüllt es mich mit Schadenfreude, und für die Gemeinde dürfte es auch kein allzugrosser Verlust sein.
Aber dass Vreni Berger, die 13 Jahre sehr gute Arbeit geleistet hat ohne je sich in den Vordergrund drängeln zu müssen, nun vom eigenen Erfolg und einer idiotischen Gemeinde-Organisation abgewählt wird, finde ich echt schade….

Ah ja: Mein Favorit für den Gemeinderat – Thomas Brönnimann hats wieder mal geschafft und liegt mit 765 Stimmen am Ende der Grünen-Liste (wo – wie zu erwarten war, das GrüBü der GFL wieder mal den Erfolg klaute). Kopf hoch Bö, irgendeinmal werden die WählerInnen schon kapieren, was sie verpassen….


Update Grosser Gemeinderat
Soeben kommen auch noch die Parlaments-Resultate rein:
SP 12(-)
Grünes Bündnis 3(+1)
Grüne Freie Liste 2(+1)
Rot-Grün Total: 17 (+2)

SVP 8(-1)
FDP 7(-1)
Jungfreisinn 2(+1)
SD 1(-1)
Rechts bis Rechtsaussen Total: 18 (-2)

EVP 3(-)
CVP 2(-)
Mitte Total: 5, unverändert

Ausser Beat Giger (SD) wurde niemand abgewählt, mit Ausnahme von SVP-Mann Ueli Stähli sind die besten Plätze ausnahmslos an bisherige gegangen. Die ewige Könizer Konstanz, wenn auch mit einer leichten Verschiebung zu den Grünen.

Bö hats natürlich auch nicht ins Parlament geschafft, aber immerhin 944 Stimmen erhalten, was dem 2. Ersatzplatz entspricht. Meine Gratulation, da arbeitet jemand gegen sein Looser-Image