SF weiss mehr

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Ich habs gewusst: Levrats Ziel war es schon immer, die SP auf einen kommunistischen Kurs zu trimmen. Man musste nur die Zeichen richtig deuten…

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Tipp an sf.tv: Verschiedene Inhaltselemente entweder in der Gliederung klarer Trennen oder dann optische Trennelemente wie eine Linie benützen…

Und nein, zur Departementsverteilung äussere ich mich nicht. Nur soviel: Eine linke Migrations- und Integrationspolitik ist möglich, und damit meine ich nicht die Politik von Ruth-Gaby Vermont. Die Bürgerlichen haben unsere Bundesräte und Bundesrätinnen noch immer unterschätzt…

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About kindness

Stephen Fry gehörte ja schon immer zu meinen Oberhelden. Entsprechend war ich gespannt auf, was er unter der Rubrik What I wish I’d known when I was 18 zu sagen hat (Video-Interview von Peter Samuelson). Hat allerhand bemerkenswertes darunter, aber der Schluss fand ich so grandios dass ich Ihn gleich transkribieren musste:

I suppose the thing that I most would like to have known or be reassured about, is that in the world, what counts more than talent, what counts more than energy or concentration or commitment or anything else, is kindness. And the more in the world you encounter kindness, and cheerfulness, which is kind of its amiable uncle or aunt, the more, just the better the world always is. And all the big words, justice, truth, are dwarfed by the greatness of kindness.

Ist doch einfach ein netter Kerl, dieser Fry.

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Wahlsaison

Zwei kurze Notizen zum vergangenen und einige weitere zum kommenden Wahlwochenende:

  • Mein Schwesterherz wurde in den Grossen Gemeinderat von Winterthur gewählt. Eigentlich grosser Anlass zur Freude, wenn da nur nicht der Makel wäre, dass sie nicht für uns Roten sondern für die Grünliberalen kandidierte. Henu, alles kann man nicht haben. Und immerhin verortet Smartvote Frau Katrin Müller-Cometta am linken Rand der GLP. Ganz herzliche Gratulation aus Bern, freue mich sehr…
  • Meine Favoriten-Liste für die Winterthurer Wahlen, die Alternative Liste, gewann leider keinen weiteren Sitz und der mir sympathischste Kandidat der ganzen Schweiz, Matthias Lenggenhager verpasste die Wahl deutlich. Schade schade schade, ich hab das Gefühl, dass die Winterthurer da etwas verpassen…

Zu den Berner Wahlen nur kurz die Smartvote-Spider von mir und den drei SP-Listen: (grün sind die Listen, blau bin ich)

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Smartspider Liste 8: JUSO und Second@s

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Smartspider Liste 7: SP und Gewerkschaften – Männer

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Smartspider Liste 6: SP und Gewerkschaften – Frauen

  • Der Trend der letzten zwei-drei Jahre setzt sich fort – ich gewinne langsam aber sicher wieder das Gefühl zurück, mich auch inhaltlich in der richtigen Partei zu befinden. In meiner (meines Erachtens sehr fragwürdigen) Smartvote-Wahlempfehlung besetzen Genossen und Genossinnen die Plätze 1,2 und 4. Diese Entwicklung ist es schönes Gefühl, unabhängig davon welcher Anteil daran mein Linksrutsch oder der Rechtsrutsch der Partei hatte. Leider bin ich nicht davon überzeugt, dass meine Position ein elektorales Optimum darstellen würde und zur Frage des stilvollen Auftritts auf der politischen Bühne sagt smartvote leider auch nichts aus….
  • Dass die regulären SP-Listen in der Law-&Order-Frage im Schnitt sogar mich noch knapp rechts überholen, ist ausserordentlich bedenklich, ganz offensichtlich ist gerade die Berner Partei hier deutlich verunsichert.
  • Die JUSO steht mir so nahe wie glaub ich noch nie – insbesondere bei den Fragen zur aussenpolitischen Öffnung und ökosymbolischen Ersatzhandlungen gibt es immer wieder einzelne Kandidaten und Kandidatinnen, die dem allgemeinen Hurra der Partei nicht ohne Einschränkung folgen. Meine Listenstimme wird daher an die JUSO gehen, auch wenn ich – überheblicher alter Knacker, der ich unterdessen bin – die JUSO-Positionen in einzelnen Fragen als junger linker Übermut belächle…
  • Bei den Personenstimmen empfehle ich ohne weitere Einschränkungen die beiden Damen, die smartvote in der linksliberalen Ecke der SP platziert: Giovanna Battagliero und vor allem Leyla Gül – meines Erachtens in vielerlei Hinsicht die besten Köpfe der SP Stadt Bern seit vielen Jahren. Je nach den politischen Präferenzen im Detail gibt es vielleicht noch ein paar weitere Kandidaten und Kandidatinnen, die man im Grossrat sehen möchte – aber Giovanna und Leyla gehören je zweimal auf jede Liste, ob nun JUSO, SP Männer, SP Frauen oder was auch immer.

Weshalb ich meinen Mac liebe

Immer wieder diese kleinen Details – gerade entdeckt: Wenn man im Datei-Speichern Feld von OS X einen Text-Abschnitt reinpastet, welcher einen Doppelpunkt beinhaltet und damit ungültig wäre (bei mir: Jens Ivo Engels: Politischer Verhaltensstil), wird der Doppelpunkt automatisch in einen Bindestrich umgewandelt (also Jens Ivo Engels – Politischer Verhaltensstil). Programmierer die mitdenken sind einfach geil.

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Grosse Zahlen

Auf was man bei den verlängerten Pausen beim Für-Die-Liz-Arbeiten-Und-Telephonate-Vor-Sich-Hin-Schieben nicht so alles stösst: Eine ausgezeichnete Analyse zur aktuellen US-Wirtschaftslage – nachdem der ganz grosse Einbruch fürs erste aufgefangen ist, aber die Lage insgesamt noch unschöner wurde. Nicht dass ich mit den geforderten Konsequenzen so ganz einverstanden wäre (sie werden im Artikel meist gleich selber als unrealistisch verworfen) – aber da bin ich vielleicht auch nicht Finanzanalyst genug.

(iTulip.com ist eine Finanzmarkt-Seite (‚the global online economics and financial markets community‘) welche zwar recht deutlich nicht links steht, aber für ein Angebot aus dieser Branche doch sehr viel Sachverstand und vor allem Volkswirtschaftliches Grundwissen hat – insb. findet man das übliche ideologische Free-Markets-Gebrabel nirgends, stattdessen seriöse Besprechungen der Troika Keynes-Fisher-Minsky. Dementsprechend sind sie ziemlich gut im Voraussagen von Krisen und haben bsp. im 99 vor der .com-Blase, 02 ein erstes Mal von der Immobilien-Blase gewarnt und im Mai 2006 die Losung ‚Sell Everything‘ herausgegeben. Dies auch nur mal wieder um dem ewigen Die-Volkswirtschafter-Sahen-Nichts-Kommen zu begegnen – die Volkswirtschaft hat seit den 50ern Modelle für die aktuelle Krise im Kanon und konnte deshalb auch seit langem vor dem Eisberg warnen – das Problem war die völlig verideologisierte Wirtschaftspolitik und die Vereinnahmung der VWL durch die Betriebswirte und daraus folgend die Zersetzung der gelehrten Volkswirtschaft an den Universitäten.)

Item, zwei Punkte in der Analyse fand ich sehr eindrücklich:

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Diese Grafik hat mich zuerst kurz verwirrt, weil ich den blauen Strich ganz rechts nicht gesehen habe. Ich habe ja gewusst, dass die Notenbanken im Moment klotzen und nicht klecksern, aber dass der Fed die monetäre Basis kurzerhand verdoppelt hat, während man die Greenspan-Interventionen im langen Vergleich kaum sieht, dass war mir so nicht bewusst.

Für die Nichtökonomen unter den Lesern: All things equal würde eine Verdoppelung der monetären Basis in etwa fast einer Verdoppelung aller Preise gleichkommen – würde man dies regelmässig machen, käme man auf eine Inflationsrate von 100%. Zum guten Glück sind all die anderen Sachen aber eben nicht gleich sondern derart desaströs, dass alle vor der Deflation Angst hatten und man nur hoffen konnte, dass das Ausweiten der Geldmenge die Situation an den Finanzmärkten zumindest ansatzweise kompensieren könnte. Und vor allem gibt es keinen Grund, weshalb man dies mehrfach tun sollte – und erst in der Perpetuierung des Mechanismus liegt die eigentliche Inflations-Gefahr. Das Problem ist, dass die Geldpolitik der Notenbanken ein verdammt grosser und schwerfälliger Tanker ist – wenn sich die Umstände wieder ändern, wird es sehr schwierig bis fast unmöglich, die Geldmenge im genau richtigen Moment um die genau richtige Menge wieder zu verringen; kommt man zu früh, wird dies den Aufschwung massiv verzögern, kommt man zu spät, rast man mit grossem Anfangstempo in die Inflation. Zum Vergleich beachte man in der Grafik die vergleichsweise moderate Geldmengen-Auswertung in den 60er, die dann mehr als 10% Inflation und kurz darauf die OPEC-Stagflation generiert hat).

Für die Ökonomen unter meinen Lesern: Bitte verzeiht dies unglaublich naiven und vereinfachenden Ausführungen.

Das zweite betrifft den US-Bodenmarkt: Unterdessen sind 95% aller US-Hypotheken staatlich (also insb. über F&M) gesichert. Und diese Hypotheken entsprechen einem (verschriebenem) Wert von … Trommelwirbel … 45 Billionen $. (richtig gelesen – nicht billions, sondern trillions. Millionen Millionen. Das 3-fache des US-BSP). OK, es gibt gute Gründe weshalb man den echten Wert dieses Pakets wohl eher auf 20-25$ Billionen bewerten würde, aber das sei mal aussen vor.

Ich versuche das mal schnell anders zu formulieren: Hinter jedem Amerikaner, jeder Amerikanerin über 25 Jahren steht eine Hypothekar-Schuldenlast von 260’000 $ (Medianeinkommen vor der Krise: 32’000$) . Von diesen Schulden gehören 247’000 $ dem Staat, nur 13’000 $ werden direkt vom Finanzmarkt aus garantiert. Das wäre jetzt wohl der perfekte Moment, um den Boden zu Kollektivieren, aber mein Gefühl sagt mir, dass Obama nicht ganz so weit gehen wird.

Ich teile die Einschätzung von iTulip.com, dass die Wertkorrektur des Bodens nicht aufzuhalten ist (resp. dass dies das Problem nur verzögern und massiv verschärfen würde), und dass mit einer Senkung der eh schon viel zu tiefen Zinsen nur gerade die nächste Blase generiert würde. Das Problem ist jetzt einfach nur, dass iTulips dritter Weg – das zurückfahren der Hypo-Schulden – schlechterdings nicht in nützlichem Ausmass geschweige denn nützlicher Frist möglich ist. Selbst wenn mehrere Jahre lang nur und ausschliesslich fürs Zurückfahren der Verschuldung gearbeitet würde, wäre der Schuldenberg immer noch völlig jenseits. Solange man die bestehenden Vermögen nicht antastet, gibt es gar keine andere Lösung, als sich durchzuwursteln und auf ein Wunder zu hoffen.

Rettet-den-Tagi.ch

So, die Würfel sind fürs erste gefallen: Die TA-Media organisiert ihre bezahlten deutschsprachigen Tages-Zeitungen neu.

– Der Bund bleibt. Der Bund bleibt zwar nicht der Bund, aber immerhin bleibt er. Was er dann werden wird, werden wir noch sehen, und ob er dies lange sein wird, darf man aufgrund der bisherigen Erfahrungen auch bezweifeln.

– Der Abbau von etwa einem Drittel der Redaktion tut weh – unabhängig davon ob es jene trifft, die ich gerne lese, oder jene, die ich schon lange nur noch jenseits finde. Ich hoffe, dass sich die TA in den Verhandlungen der nächsten Wochen und Monate endlich mal als brauchbarer Sozialpartner hinstellt, auch wenn es wenig Grund zu dieser Hoffnung gibt. Und ich hoffe, dass die Ungewissheit der letzten Monate die Redaktion ein wenige zusammengeschweisst hat, damit die anstehende Zeit zumindest untereinander anständig über die Bühne gehen kann.

– Der BTM-Kampf um Solothurn wird abgebrochen. Vermutlich ist dieser Rückzug nur eine kleine Verschnaufpause zum Neuaufstellen der Linien. Aber immerhin.

– Wirklich bitter ist aber das Schicksal des Tagi. Minus 50 Redaktionsstellen! Die Bundeshausredaktion dem Bund übergeben! Gleichzeitig News und News-Netz näher herangeführt! Deutlich geringerer Umfang! Die TA bleibt was sie ist – ein Verlagshaus, welches den Profit über alles stellt. Keine Ambitionen, der NZZ eine inhaltlich gute Zeitung gegenüber zu stellen. Gerade der Verlag, welcher den Bund herausgibt, sollte eigentlich mal begriffen haben, welche Zukunft eine kaputtgesparte Zeitung hat. Henu. Mein Beileid allen, die den Tagi für eine umfassend gute Zeitung halten. Ihr könnt Euch dann bei uns Bundlesern ausheulen kommen, wir kennen das…

– Update: Gerade das Interview mit Supino gelesen, sehr unterhaltsam. Auch wenn man Bund- und Tagi-Redaktion zusammenzählt, hat die Tagi-Redaktion 20 Vollzeitstellen weniger (und muss damit eine Stadt und einen Kanton mehr abdecken). Da ist dann auch die Zielvorgabe klar: ‚Der «Bund» wird vom «Tagi» profitieren und der «Tagi» vom «Bund». Ich glaube, das ist für das ganze Land ein Riesenschritt. Das muss die beste Zeitung der Schweiz werden‘. Wenn man der Meinung ist, dass der Tagi jetzt schon die beste Zeitung der Schweiz sei (was ich vehement bestreiten würde), dann könnte man allenfalls hoffen, dass man zumindest diesen Rang wenn schon nicht den Vorsprung halten kann – aber bei einem derartigen Abbau die beste Zeitung _werden_ zu wollen, ist einfach nur Blödsinn.

– Schönes Detail am Rande – Als Supino-Interview gibt es auf Tagesanzeiger.ch auch nur dasjenige von Burger mit dem entsprechenden Berner Fokus. Einfach mal um den Zürchern die Leitplanken bekannt zu geben….

Soziologen-Demo

War gerade an meiner ersten Demo seit gefühlten Jahrzehnten, für ein Soziologie-Studium an der Uni Bern.

(Als Hintergrund die deutlich zu gemässigte Bund-Berichterstattung: Frontseite, Interview Honegger, Stellungnahme Würgler und Kommentar Bund)

  • Würgler hat sich sehr sehr schlecht verteidigt, und schlägt damit immerhin Dekan Emons, der sich gar nicht erst blicken liess. Ganz penibel war Würglers Flucht als Honegger ans Mik kam.
  • Ich bin jetzt nicht unbedingt der grösste Freund von Honegger. Aber das war wieder mal ein ganz grosser Auftritt. Von allen Professoren und den wenigen Professorinnen die ich bei der WISO kenne ist sie einfach die einzige, die etwas auf dem Kasten hat.
  • Sehr positiv auch der Demoaufmarsch – meiner Einschätzung nach mindestens 150 Leute; wesentlich mehr als ich nach dem Gespräch mit Noz erwartet hätte. Und die Berufsdemonstranten gingen in der Menge unter.
  • Ziemlich unbrauchbar hingegen die Reden der Fachschäftler – nicht präzis aufs Thema, Schwierigkeiten beim ablesen, bemüht in der Struktur und viel zu lange. Ich habe mich direkt wieder wie in einem Soz-Seminar gefühlt und mich daran erinnert, weshalb ich meine 50 Soz-ECTS verbrannte und das Nebenfach auf Informatik wechselte. Wenns von der Professorin nie Feedback gibt, lernt man es halt auch nie. (nicht dass es bei den Historikern immer noch besser wäre, aber das musste ich erst später feststellen).
  • Und liebe Fachschäftler, Demos stellt man nicht im Halbkreis um die Redner auf und lässt die Redner ins Leere reden. Man nennt es auch protestieren und nicht posieren.

Mein Gefühl bleibt dasselbe – Linder, Emons und Würgler schieben die Verantwortung hin, decken sich gegenseitig und haben die Soziologie nur als Nebengleis für Polito im Kopf und Pulver ist halt eben GFL und kein Linker und begreift deshalb die Bedeutung der Soziologie nicht. An eine Rettung der Soz kann ich nur glauben, wenn die unterdessen Grossen alten Leute (Vollmer und Konsorten) eingeflogen werden.

Daniel Vonlanthen und das Bund-Interne Archiv-System

Ein kleiner Artikel im Bund hat mich heute zur Weissglut gebracht – und ich bin mir noch nicht so sicher, wie ich meinen Ärger wieder abbauen kann – als erster Schritt nun mal ein Blogpost.

Darum gehts: Wie heute in Bund und BZ berichtet, zieht die Vineyard ins Kornhaus (4. Stock, die alte Probebühne). Dieser Raum ist seit langem ein Sorgenkind für die Stadt – seit dem Umbau konnte er an bester Lage nie richtig genutzt werden, und seitdem das Stadttheater die Vidmar-Hallen im 07 in die Vidmar-Hallen gehen konnte, steht er leer. Dass die Stadt nun endlich eine Mieterschaft gefunden hat, freut; dass es ausgerechnet missionierende Christen-Fundis sind, ist zwar ein Schönheits-Fehler, aber ok. Immerhin vermietet.

Aber was sich dann der Bund leistet, regt mich wirklich auf: Daniel Vonlanthen titelt: „Ökumene zieht ins Kornhaus“. Die Ökumene ist unterdessen auf einen einzelne Missionarische Evangelikalen-Freikirche zusammengeschrumpft? Da habe ich doch etwas nicht mitbekommen.

Dann verkündet Vonlanthen den neuen Mieter: „Vineyard Bern, die ökumenisch orientierte Laienbewegung innerhalb der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn“. Ich gebe ja zu, dass ich kein grosser Kenner des Christensumpfs bin, aber 5 Minuten googeln erhärten, was mir mein Gedächtnis sofort sagte: Vineyard ist kein Teil der Landeskirche. Vineyard ist Mitglied des Freikirchen-Verbandes. Vielleicht ist das Verhältnis zwischen den beiden unterdessen nicht mehr so verkachelt, wie es dies war, als man das letzte mal davon gehört hat, aber das wäre zumindest noch nicht gross kommuniziert worden: Auf der Internen Suche von refbejuso-Page gibt es zumindest keinen Hit für Vineyard, und google bringt die beiden nur in zwei Zusammenhänge: Eine Liz-Arbeit von Sabine Jaggi, welche in einem Exkurs auf Vineyard und auch auf das belastete Verhältnis zwischen Vineyard und Landeskirche eingeht (s. 66ff) und den Tätigkeitsbericht von refbejuso, welcher einen ‚Begegnungsnachmittag‘ des theologischen refbejuso-Departements und u.a. Vineyard erwähnt.

Warum regt mich das so auf? Vineyard ist einer dieser Jung-Kirchen, welche in Bern mit drei Dingen auf sich aufmerksam macht: Starke Missionierungsdrang, das Veranstalten von Workshops zur ‚Heilung von sexueller Zerbrochenheit‘ (konkret: «Für einige bedeutet dies eine Entwicklung hin zu heterosexuellem Empfinden. Für andere kann es bedeuten, mit ihrem homosexuellen Empfinden leben zu lernen, dies jedoch nicht auszuleben, weil es gemäss unserem Verständnis biblischer Ethik widerspricht») und den Heilungsgebeten, wonach „Christen die Vollmacht über Krankheit [haben]“, weil die meisten Krankheiten aus Sündhaftigkeit entstehen würden. Für weitere Details lese man die oben erwähnte Liz oder den Eintrag der evangelischen Informationsstelle (insb. Abschnitt 5).

Und der Bund weiss das. Der Bund hat über mehrere Jahre kritisch über Vineyard berichtet. Obiges Schwulen-Heilungs-Zitat entstammt einem Vineyard-Leserbrief, welcher im Bund abgedruckt wurde – als Beschwerde, weil der Bund das Thema zu sehr aufgebauscht habe.

Wenn der Bund einfach die SDA-Meldung abdruckt, ok. Aber wenn man schon Recherche betreibt, dann schaut man doch wenigstens auch mal im eigenen Archiv nach und besucht nicht einfach die Homepage und brabbelt diesem Fundi-Pack einfach nach dem Maul – von wegen ‚praktisch gelebten Glauben und soziale Gerechtigkeit‘ und ‚Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme blablabla‘. So was verdirbt mir einfach gerade den Tag.

30 Jahre Three Mile Island

Hab gar nicht realisiert, dass dieses Wochenende ein gewichtiges Jubiläum stattfand – in den normalen Medien ist es mir jedenfalls nirgends begegnet: Letzten Samstag vor dreissig Jahren gab es den schweren Reaktor-Unfall von Three Mile Island. TMI ist ein Wendepunkt in der AKW-Geschichte; in keinem westlichen Land ausser Frankreich und Japan wurden danach neue AKW-Projekte angegangen. Zumindest bis vor einigen Jahren der Hype um die ach so saubere Technologie wieder losgegangen ist. Ich würde jetzt gerne eine Verschwörungstheorie aufstellen, weshalb so wenig zu diesem Jubiläum zu lesen war, lasse es jetzt aber mal sein, vielleicht habe ich dieses Wochenende einfach die falschen Medien reingezogen.

An TMI erinnert hat mich ein Artikel von Bob Cringely. Seine neues Blog ist weniger gut als das alte, von IT versteht er halt einfach mehr als von der Bankenkrise. Aber genau für solche Artikel habe ich ihn immer noch gerne – auch wenn ich mit seinem Subtext (alles wäre besser wenn die Ingenieure das sagen hätten und nicht Betriebswirtschafter oder gar Politiker) nicht wirklich übereinstimme.

Und weil ich jetzt einfach halt mal ein elender Missionar bin, noch mein Connex zur Schweiz: Die weltweit erste Kernschmelze gab es in der Schweiz, im Versuchsreaktor von Lucens. Dank dieser Erfahrung wurde Atomkatastrophenberatung zu einem Schweizer Exportschlager – wo auch immer ein Reaktor zusammenbrach, wurden umgehend die Schweizer eingeflogen, auch in Harrisburg, auch in Tschernobyl.

Und noch eine weitere Bemerkung: Three Mile Island ist auch ein Wendepunkt in der IT – die Aufarbeitung des Unfalls führte zu einem grossen Schub in der Benutzer-Forschung. Die Kontrollstelle eines AKW ist auch in den neuesten Büchern zu Human-Computer-Interface zu finden.

Item. Wer zu Harrisburg nicht sowieso schon alles weiss, für den ist der Artikel von Cringely Pflichtlektüre.

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